Bildungsreise Berlin 2018

Unsere Vorfreude und Erwartungen stiegen im Laufe der Klasse 11 immer weiter an. Endlich war es soweit! Am Montag, dem 25.06.2018, fuhr der Leistungskurs Geschichte mit Frau Seichter und Frau Firke-Arzt nach Berlin.

Die Überraschungen ließen nicht lange auf sich warten. Bei unserer ersten Rast saßen einige Schüler unseres Kurses in dem Auto des 34. US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower. Nach diesem tollen Auftakt kamen wir in unserer Unterkunft, im „Pfefferbett“, an. Frau Seichter hatte nicht zu viel versprochen: Die Betten waren sauber und bequem, das Frühstück erwies sich als lecker und frisch, die Tischtennisplatte sowie der Tischkicker luden zum Spielen ein. Nach einer kurzen Stärkung besuchten wir die Gedenkstätte des deutschen Widerstandes: den Bendler-Block. Auf dem Hof des Gebäudekomplexes, unweit des Tiergartens, befindet sich ein Kranz an der Hauswand. Dieser erinnert an das gescheiterte Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944. An dieser Hauswand wurden die beteiligten Wehrmachtoffiziere erschossen, zum Beispiel der Generaloberst Claus Schenk von Stauffenberg. Der darauffolgenden Führung über verschiedene Widerstandsgruppen gegenüber des NS-Regimes lauschten alle aufmerksam und interessiert. Wir hatten großes Glück mit allen „Kulturvermittlern“ während der vier Tage und waren nach jeder Führung von dem Wissen, welches sie uns mit viel Leidenschaft vermittelten, beeindruckt.

Am Montagnachmittag besichtigten wir das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, bekannt als Stelenfeld. Dort berichteten zwei Schüler über die Geschichte des Holocaust-Mahnmals. Berlins geschichtsträchtige Orte wurde uns so nicht nur von Frau Seichter und den „Kulturvermittlern“ vorgestellt, sondern auch von uns Schülern. Bevor wir den Abend in Eigenregie ausklingen ließen, besuchten wir die „Tiergartenstraße 4“, Überreste der Berliner Mauer, den „Checkpoint Charly“ und das Denkmal für Peter Fechter, der 1962 bei dem Versuch, die Mauer von Ost nach West zu überqueren, ums Leben kam.
Erwartungsvoll starteten wir am Dienstag in die Berliner Unterwelten. Wir erfuhren von unterirdischen Fluchtversuchen nach Westberlin durch U-Bahnhöfe, Kanalisation und selbstgebaute Tunnelsysteme. Besonders die bewegende Geschichte des „Fluchttunnels 57“ blieb uns durch die lebendige Erzählung in Erinnerung. Durch diesen Tunnel gelangten 57 Menschen in die Freiheit.

Nach einer kurzen Stärkung auf dem Alexanderplatz, beim Berliner Fernsehturm, erlebten wir eine Führung im Deutschen Historischen Museum. Es ging um die Frage „Was führt zum Krieg, wie macht man Frieden?“. Der „Kulturvermittler“ zog uns sofort in seinen Bann und ließ dadurch die Führung sehr kurzweilig erscheinen. Anschließend schauten wir uns das Denkmal zu Erinnerung an die Bücherverbrennung am 10. Mail 1933 auf dem Bebelplatz an. Am Ende des Tages entspannten wir, bis wir 22 Uhr alle wieder im Pfefferbett einkehrten und zufrieden, erschöpft und mit viel neuem Wissen in unsere Betten fielen.

Nach den ersten beiden erlebnisreichen Tagen glaubten wir kaum, dass es noch besser und informativer werden könne. Doch der Mittwochmorgen belehrte uns eines Besseren. Wir besuchten die Gedenkstätte Normannenstraße, in welcher wir eine sehr eindrucksvolle Führung zum Thema DDR und Staatssicherheit erlebten. Das Stasimuseum befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR – ein authentischer Ort.

Nachdem wir eine erholsame Mittagspause in der Innenstadt Berlins genossen hatten, fuhren wir gemeinsam zur Gedenkstätte Hohenschönhausen. Ein ehemaliger politischer Häftling führte uns durch das Stasi-Gefängnis, das damals nicht einmal auf der Landkarte existierte, so geheim war dieser Ort. Wir wurden in die Tiefen der alten Gefängniszellen geführt, welche noch immer Kälte und Unheil ausstrahlen. Außerdem sahen wir die Verhörräume und Freigangzellen der Gefangen, in denen diese stets überwacht wurden. Die Methoden der Staatssicherheit, mit denen sie ihre Gefangenen brechen und zur Anpassung zwingen wollten, schockierten uns.


Die beiden „Kulturvermittler“ dieses Tages stellten immer wieder den Bezug zur Gegenwart her und forderten uns auf, unsere Freiheit zu wertschätzen und mit allen Mitteln zu schützen. Diese Botschaft möchten wir als Geschichte Leistungskurs gern an alle weitergeben, denn unsere Freiheit ist nicht selbstverständlich!

Zur Freude aller endete die letzte Führung rechtzeitig, so dass wir die zweite Halbzeit des für die deutsche Mannschaft entscheidenden WM-Spiels sehen konnten. Der Spielausgang erwies sich allerdings als wenig erbaulich und sorgte bei einigen vorübergehend für schlechte Laune. Auch an diesem Tag fielen wir erschöpft, aber mit viel neuem Wissen und tollen Eindrücken ins Bett.

Am letzten Tag unserer Berlinreise besuchten wir nach dem Frühstück die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz. In diesem Haus wurde die Logistik der Deportation und Ermordung der europäischen Juden besprochen. Während der Führung beschäftigten wir uns mit der Verfolgung der Juden und mit der Vorgeschichte sowie den Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Hier wurde sowohl im Unterricht erworbenes Wissen aufgefrischt bzw. vertieft als auch offene Fragen geklärt

Da diese Führung länger als erwartet dauerte und auch das Anstehen am Kiosk sich als echte Geduldsprobe herausstellte, gerieten wir in gewaltigen Zeitverzug. Dementsprechend genervt war dann auch der Busfahrer, da er seine Fahrzeiten einhalten musste. Um weiteren Konflikten zu entgehen und die Ankunft in Zwickau nicht in die Abendstunden zu verlagern, entschlossen wir uns schweren Herzens, den Besuch Potsdams auszulassen. Anbei möchten wir ein großes Dankeschön an Frau Seichter richten, die diese tolle Reise auf die Beine gestellt hat und uns bei Problemen und Fragen immer zur Seite stand. Außerdem geht natürlich auch ein riesiges Dankeschön an Frau Firke-Arzt, die genau wie Frau Seichter uns vier Tage lang begleitete.

Lilly Spitznas und Laura Bergt

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