Am Mittwochmorgen (18. Januar 2023) trafen sich die Schülerinnen und Schüler der Geschichtsleistungskurse 11 & 12 zu einer ganztägigen Exkursion nach Leipzig. Das erste Ziel war das Museum in der "Runde Ecke". Nach einer Einführung durch die Geschichtslehrerin erkundeten die Schülerinnen und Schüler, ausgestattet mit Audioguide und Aufgabenstellung, die Ausstellungsräume.
Das ehemalige Gebäude der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig, bekannt als "Runde Ecke", ist heute ein Ort der Aufarbeitung. Das Museum, das von einem Bürgerkomitee betrieben wird, bietet einen Einblick in die Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) von 1950 bis 1989. Die Erhaltung authentischer Elemente, wie z. B. Linoleumfußböden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an Türen und Fenstern oder alte Kabelkanäle und Heizkörper, schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Die Ausstellung, die in den 1990-er Jahren entstand, präsentiert authentische Objekte und Dokumente, die über die Rolle und das Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR-Gesellschaft erzählen. Zu sehen ist die Dauerausstellung „Stasi ‒ Macht und Banalität". Durch originale Arbeitsutensilien des MfS, ergänzt durch Fotografien und Dokumente, werden die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit am Leipziger Beispiel dokumentiert.
Die Schülerinnen und Schüler besuchten Räume, die sich mit verschiedenen Aspekten des MfS beschäftigten, z. B. mit den Methoden und Techniken, um die Bevölkerung zu überwachen und zu unterdrücken. Die Ausstellung begann mit einem Überblick über die Entwicklung der Staatssicherheit, ihre ideologischen Wurzeln und den inneren Aufbau des Ministeriums. Es folgten ein Blick auf die Tätigkeit von Hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) sowie die einzelnen Abteilungen des MfS. Auch ein originalgetreuer Nachbau einer Zelle aus der ehemaligen Leipziger MfS-Untersuchungshaftanstalt war zu sehen. Die Ausstellung befasste sich zudem mit der Todesstrafe in der DDR, denn in Leipzig wurde diese vollstreckt, sowie mit der Geschichte der Friedlichen Revolution
Nach der Mittagspause trafen wir uns vor Wolfgang Mattheuers „Jahrhundertschritt“ aus dem Jahr 1984. Die Bronzefigur steht direkt vor dem Eingang des „Zeitgeschichtlichen Forums“. Zwei Guides führten die beiden Schülergruppen durch die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945“: Wiederholung und Prüfungsvorbereitung zugleich. Das Museum bot einen Überblick über die politischen Ereignisse und Zäsuren der DDR-Geschichte. Die Schülerinnen und Schüler sahen eine Vielzahl von Exponaten. Rund 2.000 Objekte, Fotos, Dokumente und audiovisuelle Medien rückten die Geschichte von 1945 bis zur Friedlichen Revolution 1989 in den Fokus. So mancher nahm sich ein Faksimile des berühmten Zettels mit, den Günther Schabowski auf der folgenreichen Pressekonferenz am 9.11.1989 gezückt hatte. Die Friedliche Revolution sowie die Herausforderungen der deutschen Wiedervereinigung nahmen einen zentralen Platz ein. Zahlreiche Objekte, wie z. B. Kleidungsstücke der Jugend-Mode, ein Pkw Wartburg, ein Plüschtier der Konsumgüter-Produktion, Nylonbeutel und Westpakete vermittelten Aspekte des DDR-Alltags: Mangelwirtschaft und Versorgungsprobleme, aber auch Improvisationsgeschick und Erfindungsreichtum.
Zahlreiche interaktive Elemente trugen dazu bei, die Geschichte lebendiger werden zu lassen. Die Schülerinnen und Schüler frischten ihr Wissen auf, erfuhren Neues ‒ und finden vielleicht sogar noch einmal den Weg in dieses Haus.
Floris Hering & Zeinab Saad
Fotos: D. Seichter