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Bildungsreise Klasse 11 nach Krakau

Stacheldraht und Schornsteine

Nachdem wir am Montag einen Stadtrundgang durch Krakau unternommen hatten, stand am Dienstag die Besichtigung eines Ortes auf dem Tagesplan, der zu den historisch wichtigsten Stätten der Welt zählt. Der Ort zeigt, zu wie viel Bösartigkeit und Grausamkeit der Mensch fähig ist. Die Rede ist vom Konzentrationslager Ausschwitz.

Auschwitz liegt ca. zwei Fahrstunden südwestlich von Krakau. Dort entstanden unter den Nationalsozialisten 1940 das sieben Hektar große Stammlager sowie das „Vernichtungslager Birkenau“, welches 170 Hektar groß ist. Die beiden Konzentrationslager hatten nur einen Zweck: zu demütigen und schlussendlich zu töten.

Unsere Besichtigung begann im Stammlager. Wir betraten das Haupttor, über dem der Schriftzug „Arbeit macht frei“ zu finden ist. Links und rechts vom Haupteingang sahen wir nur den langen Stacheldrahtzaun mit den Wachtürmen. Wir erfuhren von unserem deutschsprachigen Guide, dass der Zaun mit ca. 400 Volt unter Spannung stand. Der Zaun machte also eine Flucht für die Inhaftierten nahezu unmöglich.

Nachdem wir das Tor passiert hatten, gingen wir durch einige Baracken, in denen wir Gegenstände der Häftlinge sahen. Diese Gegenstände waren ihnen bei der Ankunft im Lager abgenommen worden, dazu zählten Schmuck, Pfannen, Kochtöpfe und Kleidung, aber auch Schuhe und Prothesen. Wir sahen ebenfalls Berge von Blechbehältern, welche den Kampfmittelstoff Zyklon B, zur Tötung der Häftlinge in den Gaskammern, enthalten hatten. Uns wurde erzählt, dass die Nationalsozialisten davon Tonnen verwendet hatten.

Danach besichtigten wir die Haftzellen zur besonderen Bestrafung der Gefangenen. Diese Zellen waren in zwei Arten unterteilt. Einerseits gab es Zellen, in die bis zu 70 Menschen gepfercht wurden. Viele von ihnen starben an Sauerstoffmangel. Andererseits gab es Zellen, in denen die Häftlinge mehrere Stunden oder Tage stehen mussten und schließlich an Erschöpfung starben. Beide Todesarten waren unfassbar schmerzhaft und grauenvoll.

Nachdem wir einige Baracken besichtigt hatten, betraten wir einen Flur, in dem ca. 4000 Fotos mit den Gesichtern der Gefangen zu sehen waren. Alle diese Menschen hatten den einen Blick: verängstigt und die Augen starr nach vorne gerichtet. Die Angst und die Ungewissheit über ihr Leben standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Unter fast all diesen Fotos fand sich das Datum ihrer Ankunft in Ausschwitz sowie der Tag, an dem sie im Lager gestorben waren.

Wir beendeten die Tour im ersten Lager mit der Besichtigung einer Gaskammer mit angrenzendem Krematorium. Keiner von uns konnte sich in die Gedanken und Gefühle hineinversetzen, die die Menschen empfunden haben mussten, als sie nackt in einem großen, dunklen Raum auf eine angeblich warme Dusche warteten, um dann einen qualvollen Tod zu finden.

Im Anschluss an die Besichtigung des ersten Lagers, fuhren wir zum großen „Vernichtungslager Birkenau“, welches ca. fünf Minuten Fahrtzeit vom Stammlager entfernt liegt. Wir betraten dies durch den markanten Eingang, durch den die Züge die Menschen herantransportiert hatten. Nachdem wir den Eingang passiert hatten, standen wir an der Rampe, wo entschieden wurde, ob man arbeitstauglich oder -untauglich war. Alle, die als arbeitsuntauglich kategorisiert wurden, fanden ihren Tod sofort in der Gaskammer. Die anderen mussten arbeiten, bis sie an Erschöpfung starben oder später vergast wurden.

Wir standen nun auf der Rampe neben den Schienen. Die Sonne prallte auf uns und wir sahen nichts als Stacheldraht, Umrisse der Baracken und Schornsteine. Das schöne Wetter passte gar nicht zu diesem Ort des Schreckens. Wir schauten zu unserer linken Seite und sahen das Ende des Zaunes nach ca. 300 m. Aber zu unserer rechten Seite gab es kein Ende, nichts als Stacheldraht und Schornsteine. Nur wenige Baracken sind vollständig erhalten geblieben, weshalb bei den meisten nur noch der Schornstein zu sehen ist.

Wir gingen in eine Baracke hinein, die noch schlechter ausgestattet war als die im Stammlager. Dort erfuhren wir vom Alltagsleben in „Ausschwitz Birkenau“, welches ebenfalls noch grausamer, primitiver und menschenverachtender war. Zum Beispiel durften die Gefangenen sich nur selten waschen oder mussten dicht gedrängt, zum Teil auf dem Boden, schlafen. Der Alltag der Menschen kannte nur Kälte, Hunger, Krankheiten, Schmutz, harte Arbeit und das große Leid.

Nach ca. vier Stunden in beiden Lagern verließen wir Auschwitz mit vielen Eindrücken und Bildern im Kopf, die wir wohl nie vergessen werden.

Wir haben gesehen, welche große Verantwortung wir haben, damit sich diese Tragödie nicht wiederholt.

 

Kent Stiehler & Moritz Übelhack

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