Ob man sie eher als Arten- oder als genetische Vielfalt begreift, die Biodiversität ist eines der wichtigsten Güter dieser Erde. Der Reichtum an Ökosystemen wird vom Menschen in jeglicher Hinsicht genutzt und bildet eine der wichtigsten Grundlagen für sein tägliches Leben. Doch durch den anthropogenen Klimawandel und andere negative menschliche Einflüsse wird die Biodiversität immer mehr bedroht. Inwiefern ist es da noch möglich, einzuschreiten und die aktuelle Entwicklung aufzuhalten?
Welche Rolle Zoos für die Erhaltung der Artenvielfalt haben können, darum ging es in der Schule-im-Dialog-Veranstaltung am 16. Oktober 2023. Zu Gast war der bekannte Tierarzt Prof. Dr. Klaus Eulenberger, der den anwesenden Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und Gästen seine Gedanken zum Thema darlegte und mit ihnen in den Dialog trat.
Nach der musikalischen Einleitung durch Eva Yang am Klavier begrüßte Maria Heber das Publikum und Prof. Dr. Eulenberger, den sie kurz vorstellte. Geboren und aufgewachsen in Limbach absolvierte er im Erfurter Zoopark die Ausbildung zum Zootierpfleger. Im Anschluss studierte er in Leipzig Veterinärmedizin. Später arbeitete er im Zoo Leipzig auch als Cheftierarzt, und zwar von 1990 bis 2009. In dieser Funktion ist er aus der MDR-Fernsehsendung Elefant, Tiger und Co. bekannt. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand engagiert sich Prof. Dr. Eulenberger im Amerika-Tierpark Limbach-Oberfrohna.
Darauf folgte eine schnelle Fragerunde, die es den Zuhörern ermöglichte, den Gast auf persönlicherer Ebene kennenzulernen. So erfuhr man von seiner Vorliebe für Steppen und für Schildkröten als Haustiere. Im Folgenden hielt Prof. Dr. Eulenberger einen kurzen Vortrag zum Thema des Artenschutzes in Zoos und Tierparks. Hierbei klärte er zunächst über die Aufgaben des Zoos auf und betonte die Bildung, den Artenschutz und die wissenschaftliche Arbeit neben der Erholung, die für die Besuchenden meist im Vordergrund stehe. Des Weiteren ging es um die Ebenen des Artenschutzes und die Möglichkeiten der Zoos in dieser Thematik. Wichtig ist zum einen die Sensibilisierung der Gäste durch Weckung von Emotionen und Bildung durch zum Beispiel die Informationsschilder an den Gehegen. Zum anderen gibt es selbstverständlich den klassischen Artenschutz, bei dem es darum geht, Arten direkt vor dem Aussterben zu bewahren. In diesem Fall engagieren sich die Zoos entweder ex-situ oder in-situ. Ex-situ-Artenschutz wird in den Tierparks betrieben, die als „Archen“ für gefährdete Arten fungieren, wobei das Ziel der Aufbau einer stabilen Population im Zoo ist. Das erfordert viel Planung, vor allem, damit es möglich wird, einige Tiere wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Das Gegenstück, der In-situ-Artenschutz, findet außerhalb der Zoos in den Lebensräumen der Tiere statt. Dabei geht es meist darum, das Habitat der Arten vor dem Abbau zu schützen. Zoos werden für solche Umweltschutz-Projekte meist aufgrund ihrer Erfahrung als Partner herangezogen, auch indem sie Tiere zur Entlassung bereitstellen.
Nach der Vorstellung einiger Beispiele für Artenschutzprogramme ging Prof. Dr. Eulenberger zu einem kleinen Werbeblock für die Produkte des Shops des Amerika-Tierparks Limbach-Oberfrohna über und verwies auf die Möglichkeit zur Spende in die Box am Ausgang. Schließlich war es Zeit, die bis zu diesem Zeitpunkt stillen Zuhörerinnen und Zuhörer in die Debatte einzubinden. Im Dialog kamen die eine oder andere kritische Frage auf, die Prof. Dr. Eulenberger versuchte so ausführlich wie möglich zu beantworten. Dabei ging es vor allem darum, ob die Intention der Erhaltung der Biodiversität die Gefangenschaft von Tieren legitimiert und ob die Haltung in den Gehegen tatsächlich artgerecht und nicht gesundheitsschädlich ist. Trotz der Bemühungen beider Seiten blieb es manchmal bei Meinungsdifferenzen, was die Stimmung jedoch nicht beeinträchtigte. Auch eher inhaltliche Fragen zu den Artenschutzprogrammen der Zoos konnten gestellt und anschließend vom Experten beantwortet werden.
Nach der informationsreichen Fragenrunde neigte sich die Veranstaltung dem Ende zu. Maria Heber richtete herzliche Abschlussworte an alle Anwesenden und ein Abend voller spannender, informativer, kritischer und kontroverser Themen ging zu Ende.
Annina Holland-Moritz
Die Eintrittsgelder gehen als Spende an den Amerika-Tierpark Limbach-Oberfrohna.
Fotos: D. Seichter