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Exkursion in die Gedenkstätte Buchenwald

JEDEM DAS SEINE“ – dieser Satz ist am Eingangstor des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald zu lesen. Doch was steckt hinter dieser Inschrift, und welche Bedeutung hat die Gedenkstätte bei Weimar, besonders im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus? Auf diese Fragen bekamen wir, Schülerinnen und Schüler der Geschichtsleistungskurse der 11. und der 12. Klasse, am Mittwoch, dem 6. November 2024, bei einem Besuch der Gedenkstätte Antworten.

Pünktlich um 7:30 Uhr fuhren wir mit dem Bus am Gymnasium los. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichten wir unser Ziel: die Gedenkstätte. Bevor die Führung begann, überlegten wir in einer Einführungsrunde, welche Begriffe wir mit dem Wort „Buchenwald“ verbinden. Dabei fielen uns viele wichtige Wörter ein, wie Trauer, Leid, Erinnerung, NS-Zeit, Unmenschlichkeit, Aufklärung, Denkmal, Vergangenheit, Drittes Reich, Holocaust, deutsche Geschichte, historische Verantwortung und Aufarbeitung.

Wir lernten, das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten in der NS-Zeit und existierte von Juli 1937 bis April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar. Buchenwald war − wie alle Konzentrationslager − von der SS verwaltet. In dieser Zeit waren rund 277.800 Menschen aus 50 Ländern dort inhaftiert, und zum Lager gehörten über 130 Außenlager. Vor allem politische Gegner des NS-Regimes, Juden, Zeugen Jehovas und Homosexuelle, aber auch Kriminelle und sogenannte „Asoziale“ waren dort interniert. Verschiedenfarbige Dreiecke auf der Kleidung kennzeichneten diese Gruppen. Als das Lager im April 1945 befreit wurde, waren 95 Prozent der Häftlinge keine Deutschen. Bis 1950 nutzte es die sowjetische Besatzungsmacht als eines von zehn Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone. Im Speziallager Nr. 2 waren deutsche Kriegsgefangene und politische Gegner interniert. Die Gedenkstätte Buchenwald wurde 1958 eröffnet.

Etwa 56.000 Menschen starben während der NS-Zeit in Buchenwald. Obwohl es kein Vernichtungslager wie Auschwitz war, sondern ein Arbeitslager, kamen viele Häftlinge durch extreme Erschöpfung, Hunger, Misshandlungen und Krankheiten ums Leben. Auch medizinische Experimente, wie z. B. das Testen von Impfstoffen gegen Fleckfieber, führten zu vielen Opfern. Unsere Führung begann am alten Bahnhof, von dem eine 14,5 Kilometer lange Bahnstrecke nach Weimar führte. Diese Strecke wurde nicht nur für die Deportation von Häftlingen genutzt, sondern auch, um Rohstoffe für die Rüstungsindustrie zu transportieren, die eine wichtige Rolle im Krieg spielte. Die Häftlinge mussten in vielen Bereichen der Rüstungsindustrie sowie in den VW-Werken, Steinbrüchen und Bergwerken unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit leisten.

Danach gingen wir denselben Weg wie die Häftlinge, die nach ihrer Ankunft am Bahnhof auf dem Carachoweg ins Lager geführt wurden. Auf unserem Weg sahen wir den Hundezwinger, das Transformatorhaus und das Büro des Lagerkommandanten Karl Otto Koch sowie große Garagen und zwei Tankstellen. Wir liefen entlang eines 3,5 Kilometer langen Zauns: drei Meter hoch und mit einem Stacheldraht gesichert, der mit 380 Volt geladenen war. Wir gelangten schließlich zum ehemaligen Zoologischen Garten. Dieser Zoo wurde 1938 direkt am Zaun des Schutzhaftlagers für die SS und deren Familien eingerichtet, um sie zu unterhalten. Der Zoo, der unter dem Befehl des Lagerkommandanten Koch von Häftlingen gebaut wurde, hatte unter anderem einen Bärenzwinger, der noch zu sehen ist, und Käfige für Affen und Hirsche.

Anschließend betraten wir das 1940 erbaute Krematoriumsgebäude, das einen Verbrennungsraum, einen Sezierraum und eine Pathologie umfasste. Die Asche der Verstorbenen wurde dabei jedoch nicht getrennt. In einem Kellerraum, an speziellen Wandhaken, fanden viele Häftlinge den Tod. Heute erinnern Gedenktafeln an die Menschen, die hier ihr Leben verloren. Danach gingen wir zum Leichenkeller. Dieser wurde 1945 von den sowjetischen Truppen als Nachbau errichtet, um an das Leiden im Lager zu erinnern. Vorher waren die Leichen der Häftlinge im Pferdestall außerhalb des Lagers aufbewahrt worden.

Am Ende unserer Führung versammelten wir uns auf dem 15.000 m² großen Appellplatz. Das war der Ort, an dem täglich die Zählappelle stattfanden, sowohl morgens als auch abends, und auf dem Strafmaßnahmen und Hinrichtungen stattfanden. Hinter dem Platz standen die Baracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren. An diesem Ort gibt es heute eine Gedenkplatte, die über das ganze Jahr hinweg auf 37°C beheizt wird, um an die Körpertemperatur der verstorbenen Häftlinge zu erinnern. Vom Appellplatz aus sieht man auch das Tor des Lagers mit der Inschrift „JEDEM DAS SEINE“. Diese Worte wählten die Nationalsozialisten, um die Häftlinge zu demütigen und um ihnen zu zeigen, dass jeder nur das bekomme, was er verdient habe. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt 13 Uhr war, zeigte die Uhr am Tor 15:15 Uhr – die Uhrzeit, zu der am 11. April 1945 amerikanische Truppen das Lager befreiten. Wir erfuhren, dass von den rund 9.000 SS-Angehörigen, die im KZ Buchenwald Dienst taten, nur 79 verurteilt wurden.

Danach besichtigten wir die zweigeschossige Dauerausstellung der Gedenkstätte, in welcher viele Gegenstände aus der Zeit des Konzentrationslagers ausgestellt sind – wie Häftlingskleidung, Geschirr, Zahnbürsten, Briefe, Ausweise und Fotos, die das Leid der Gefangenen dokumentieren. Weiter fuhren wir zum Glockenturm am Südhang des Ettersberges, wo drei Schüler und eine Schülerin uns über die wahre Geschichte des Buchenwaldkindes, das Sonderlager II und die Bedeutung der Bronzeplastik von Fritz Cremer informierten. Auf dem Gelände befinden sich zudem drei Ringgräber, in denen unzählige Opfer bestattet sind. Gegen 17 Uhr kehrten wir schließlich zum Gymnasium zurück. Der Besuch hat uns nicht nur die Geschichte von Buchenwald nähergebracht, sondern uns auch an das Leid der Opfer erinnert, die hier ihr Leben verloren. Er hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, sich zu erinnern, um zu verhindern, dass so etwas wieder passiert.

Erna Suttner

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