Zum nun zweiten Mal fand am 02. Februar 2024 der Filmabend an unserer Schule statt. Ein Ereignis, das zur festen Tradition werden könne. Mit dieser Ansicht verließen die Schülerinnen und Schüler vor allem der höheren Jahrgangsstufen an diesem Tag die Schule. Sie hatten sich den Filmklassiker „Das Leben der Anderen“
von 2006 angesehen und waren dazu von Nastassja Kubosch und Luca Bammel fachlich begleitet worden.
Diese eröffneten die Veranstaltung mit einer Einführung in den historischen Kontext des Films, welcher die Frage von Konsequenzen des eigenen Handelns im Rahmen der menschenverachtenden Überwachungsmethoden der DDR verhandelt. Dabei wagte der Erfolgsfilm die als Provokation wahrgenommene Seltenheit, den als systemisch überzeugt dargestellten Stasi-Offizier Wiesler als Protagonisten einzusetzen. Im Verlauf des Films macht dieser jedoch eine Charakterentwicklung durch, die es ihm nicht mehr erlaubt, die laufende Überwachungsmission ideologisch begründet und regimetreu fortzusetzen – er wird selbst aktiv, verweigert sich den Methoden des Stasi-Apparates, denen er sein Leben verschrieben hatte und wird vom Spitzel zum Doppelagenten. Dabei lernt er die Härte der ehemals von ihm selbst angewendeten Methoden nun an der eigenen Person kennen. Der preisgekrönte Regisseur des Films, Florian Henckel von Donnersmarck, begründet diese grundlegende Wandlung mit der Wirkungskraft von Theater und Musik – der Bespitzelte ist angesehener Theaterregisseur, seine Partnerin von allen Seiten bewunderte Schauspielerin. Ihre Kunst ist es also, die den im Überwachungsraum sitzenden Wiesler berührt und seine ideologische Weltsicht ins Wanken bringt. Eine Begebenheit, die auf dem wahren Hintergrund der Angst des SED-Staates vor den „Kulturschaffenden“ als möglichen intellektuellen Ursprung „umtriebiger Bestrebungen“ in der Bevölkerung basiert.[1]
Zum Ende des Films kumulieren die Ereignisse, die ein sich verweigernder Stasi-Offizier in aller Umfänglichkeit in einem totalitären Regime verursacht, zu einem wirkungsmächtigen Finale. Dieses verfehlte seine Wirkung beim Publikum in unserer Schule nicht. Genau für diesen Umstand war es nun die Abschlussdiskussion, welche die Gelegenheit brachte, die drängenden Fragen zu den historischen und filmischen Begebenheiten zu klären.
Mit einer ganzen Reihe von nationalen und internationalen Filmpreisen sowie einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film wirkte der Film demnach ebenso bildgewaltig und emotional packend wie erwartet. So war es der Einblick in die möglichen, tatsächlichen Schicksale, geschrieben durch den Eingriff des SED-Staates in die innersten Räume der Privatsphäre im Allgemeinen und in die hier vor Augen geführten und prototypischen Erlebnisse der Protagonisten im Speziellen, welche das Publikum in unserer Schule emotional vereinnahmte.
Damit hatte der Abend genau den erhofften Effekt hervorgerufen, indem er Geschichte lebendig erfahrbar machte.
[1] Vgl. Wilke, Manfred: Das Leben der Anderen – Wieslers Verweigerung (02.02.2012), unter: https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/74952/das-leben-der-anderen-wieslers-verweigerung/ (15.02.2024).
R. Freidel